Bad Orber Geschichts- und Heimatverein e.V.
Museum Bad Orb
Nachdem bereits im Jahr 1916 Vorarbeiten begannen, gründete Rektor Hardt im Jahr 1935 das Heimatmuseum, das im damaligen Rathaus, vormals die Salinenverwaltung - heute Touristinformation - eingerichtet wurde.
Seit 1989 ist das Museum im ehemaligen »Kastellum« aus der Zeit Kaiser Heinrichs IV. untergebracht. Nach der Sanierung des 1064 erstmals urkundlich erwähnten historischen Gebäudes wurde am 15. Oktober 1989 offiziell im Erdgeschoss die erste Museumsabteilung eröffnet.
Seit 01. September
2021 ist im Erdgeschoss die komplett neue Abteilung
»Stadtgeschichte(n)«eröffnet.
Diese Abteilung ersetzt die Abteilung »Leben, Wohnen, Arbeiten in Orb vom 18. bis 20. Jahrhundert«, die von 1989 bis 2018 zu besichtigen war.
Die neue Museumsabteilung soll die mehr als tausendjährige Stadt- und Baugeschichte darstellen und Gegenwartsbezüge herstellen.
Ausstellungsthemen:
1. Vor- und Frühgeschichte
2. Mittelalterarchäologie
3. Spolien
4. Orber Burgen und Adelssitze
5. Germania-Denkmal
6. Not in Orb
7. Baugeschichte 11.-21.Jahrhundert (Film)
(Gemäß wissenschaftlichem Feinkonzept)
In der Abteilung »Stadtgeschichten« werden folgende Filme angeboten:
1. »Die
Fachwerkstadt Orb oder Das menschliche Maß« (Dauer 15 Minuten)
2. »Leben
- Wohnen - Arbeiten in Orb 18. - 20. Jh.« (Dauer 9 Minuten)
Seit 1993 ist die Abteilung »Entstehung und Entwicklung des Heilbades Orb um 1900« (1.OG) zu besichtigen.
1807 kam der
Apotheker Franz-Leopold Koch nach Orb. 1812 baute er eine neue Apotheke (später
»Alte Stadt-Apotheke«). Im unerschütterlichen Vertrauen auf
die Heilkraft der Sole eröffnete er 1837 die erste Badeanstalt mit 8
Badezellen. Eine neue Epoche begann für Orb. Heilerfolge wurden über
Orb hinaus bekannt. Der Betrieb der Badeanstalt war jedoch nicht rentabel
und zehrte an den finanziellen Mitteln Kochs. Die bayerische Regierung unterstützte
die Staatsbäder Kissingen, Bocklet, Brückenau, Steben, Höhenstadt
und Alexandersbad - für ein Privatbad standen keine Mittel zur Verfügung.
Koch starb arm und krank im Jahre 1850. Das Kochsche Solbad hatte keine Bedeutung
mehr.
Als der Salinenbetrieb immer unrentabler wurde, waren die sog. »Frankfurter
Jagdherren« die Retter in der Not. Diese wußten über die
wirtschaftliche Entwicklung in Orb genau Bescheid. Die »Jagdherren«
im Format der »Frankfurter Aktiengesellschaft für Hoch- und Tiefbauten
(heute Hochtief AG) und weiterer Unternehmen sowie Privatiers« erwarben
das ca. 12 ha große Salinengelände und gründeten am 06.04.1899
die »Bad Orb GmbH«. Sie bauten das
weiter aus, was der Apotheker Franz Leopold Koch angefangen hatte. 1899/1900
wurden ein Kurhaus und das erste Badehaus gebaut und 1900 eröffnet. Eine
Wandelbahn führte vom Kurhaus direkt zum ersten Badehaus und weiter zum
Gradierhaus Nr. X, das als Inhalatorium erhalten geblieben war. Das war der
Beginn des öffentlichen Heilbades.
1903 pachtete
die »Betriebsgesellschaft Bad Orb« den gesamten Kur- und Badebetrieb
und ab 1905 übernahm der in Orb ansässige Sanitätsrat
Dr. Scherf das Amt des Kurdirektors. Dr. Scherf übte dieses Amt
bis 1929 aus. Dass Bad Orb ein bekannter und erfolgreicher Kurort wurde, ist
ganz sicher dem Wirken Dr. Scherfs zu verdanken.
Die »Betriebsgesellschaft Bad Orb« löste sich am 1. Januar
1918 auf und die Stadt übernahm zu diesem Zeitpunkt die volle Verantwortung
für den Kurbetrieb in der Rechtsform »Bad Orb GmbH«.
Den Titel »Bad« erhielt die Stadt Orb 1909 offiziell verliehen.
1995 wurde die Abteilung »Kirchengeschichte und Volksfrömmigkeit« im 2.OG eingerichtet. Das Thema der dritten Abteilung wurde hier erstmals in Deutschland museal als Schwerpunkt aufgegriffen.
Die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Mainz führte zu einer Prägung Orbs durch den katholischen Glauben. Mit königlich-bayrischen Beamten aus dem Fränkischen kommen die ersten Evangelischen nach Orb. Die evangelische Gemeinde entwickelte sich erst seit der Zugehörigkeit Orbs zu Preußen.
2006,
die vierte Abteilung »Geschichte der Orber Salzgewinnung«
wird im Dachgeschoss eröffnet.
Im Frühjahr 2015 wurde die Abteilung konzeptionell überarbeitet
und neu gestaltet. Die Neueröffnung fand am 17.Mai 2015, am Internationalen
Museumstag, statt.
In der Solgasse
wurde jahrhundertelang Salz in Holzkästen gradiert, die sog. Kastengradierung.
Gradieren bedeutet: den Salzgehalt erhöhen.
Zunächst mußte die Sole gereinigt werden. Die Holzkästen wurden
mit Sole gefüllt, dann ließ man die Sole stehen damit sich der
Schmutz absetzte, dann wurde die Sole in den Gießhäusern über
Stroh ausgegossen. Die Bestandteile der Sole, wie - Kalk, Ton, Gips - setzten
sich in den Kästen ab und wurden so hart, daß Häuser darauf
gebaut werden konnten. In der Solgasse sind bis heute 2 Häuser erhalten,
die auf Fundamenten aus diesen versteinerten Solebestandteilen gebaut sind.
Das Herzstück
der Abteilung »Geschichte der Orber Salzgewinnung«ist ein
detailgetreues Architekturmodell der Orber Salinenanlage nach Inventarplänen
des Jahres 1862 im Maßstab 1:200. Das Modell hat der Bad Orber Geschichts-
und Heimatverein mitfinanziert.
Das 2,80 x 5,60 m große Modell des Modellbauers Wolfgang Habel veranschaulicht
das 11,5 ha große Salinengelände. Es zeigt die im 19. Jahrhundert
vorhandenen 11 Gradierwerke und sämtliche Gebäude der Orber
Saline. Diese Salinenanlage löste die sog. Kastengradierung ab,
die innerhalb der Stadtmauern stattfand. Mit hohem technischem Aufwand wurde
die Sole aus den Salzbrunnen in der Stadt gefördert und durch hölzerne
Rohrleitung entlang des Quellenrings zu den Gradierwerken geleitet. Dort erzeugten
sieben »Wasserkünste« Energie zum Antrieb der Pumpen
und Druckwerke.
Die Gradierwerke wurden mit Schwarzdornreisig bestückt, über das die Sole rieselte. Mittels Wasserkraft (»Wasserkunst«) wurde die Sole unter das Dach gefördert, floß dort in eine offene Rinne und wurde mittels Holzhähnen in dünnen Rinnsalen auf das Reisig verteilt. Die Gradierung reinigt die Sole von erdigen Bestandteilen Kalk, Ton, Gips. Die entstehenden Ablagerungen setzen sich auf dem Reisig fest und versteinern mit der Zeit (Dornsteine). Vor der Gradierung hat die Sole ca. 3% Salzgehalt. Nach bis zu 8 »Gradierfällen« bis zu 20% Salzgehalt. Gewöhnlich reichen 3 bis 4 »Gradierfälle« aus. Als siedewürdig galt die Sole, wenn mindestens 18% Salzgehalt erreicht waren. Nach der Gradierung wurde die Sole zur Beruhigung und Klärung in großen Holztröge gefüllt. Die Versiedung der Sole erfolgte in »Sudpfannen«. Die Sole wurde gesotten bis die »Gare«eintrat (Kristallbildung bei Sättigung, d.h. 26% NaCl). Mit der »Salzkrücke«, »Salzkruke« oder »Salzrechen«wurde das Salz an den Rand gezogen und zum ausschaufeln angehäuft. Das Salz »rechen«bzw. »schöpfen«war die Aufgabe des »Sälzers«. In geflochtene Körbe gefüllt wurde es in die Trockenhäuser zum Trocknen gebracht. Die Lagerung des Salzes wurde von Zollbeamten streng überwacht.
Ein 1806 erbautes
Gradierwerk, ist heute noch erhalten und dient als Freiluft-Inhalatorium.
Es ist 160 m lang und enthielt seinerzeit 26.600
Bündel Schwarzdornreisig in 76 Feldern.
In der Abteilung
»Geschichte der Orber Salzgewinnung« ist der Film
»SalzSpuren« (Dauer 15 Minuten) zu sehen.
Die Öffnungszeiten des Museums:
Siehe
»Museum
der Stadt Bad Orb«
Deckblatt Museumsflyer
Bild 1: Frühgeschichte
Bild 2: Doppel-Wappenstein Faulhaber/Milchling
Bild 3: Germania
Foto: © Wolfgang
Hessberger
Bild 4: Abteilung "Geschichte des Heilbades".
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 5: Abteilung "Geschichte des Heilbades"
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 6: Abteilung "Kirchengeschichte und Volksfrömmigkeit"
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 7: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung". Dort das Modell der ehemaligen Orber Salinenanlage, eine der bedeutendsten und größten deutschen Salzgewinnungsanlagen.
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 8: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung"
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 9: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung"
Museum der Stadt Bad Orb
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